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Stadtbahnqualitäten

Johannes Bouchain

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Stadtbahnqualitäten 3: Fahrt

Der Fahrgastraum
Das Fahrerlebnis
Stadtbahn als Teil eines Lebensstils

Die Fahrt in der Stadtbahn ist anders als die Fahrt im Bus, anders als die unterirdische Fortbewegung in der U‑Bahn, anders als die Fahrt in der S‑Bahn entlang der Rückseite des Stadtraums. Die moderne Stadtbahn ist gemütlich, bietet viel Platz und lädt zu den unterschiedlichsten Beschäftigungen während der Fahrt ein. Sie ist ein mobiler öffentlicher Raum im System der öffentlichen Räume der Stadt.

Der Fahrgastraum

Die Qualitäten der Stadtbahnfahrt werden zunächst durch das Fahrzeug bzw. die Dimension und Gliederung seines Innenraums beeinflusst. Die Fahrzeuglängen der modernen Niederflurfahrzeuge liegen zwischen ca. 20 und über 50 Metern. Diese modernen Fahrzeuge sind grundsätzlich durchgängig begehbar. Sie sind gegliedert durch die unterschiedlichen Zonen wie Sitzbereiche, Eingangsbereiche und Wagenübergänge. Die großen Fenster ermöglichen einen intensiven Kontakt zwischen Innen- und Außenraum.

Das Fahrerlebnis

Das Fahrgefühl der Stadtbahn unterscheidet sich durch die Spurführung, den elektrischen Antrieb und die damit verbundene grundsätzlich sanftere Fahrweise stark von dem des Busses. Es bestehen vielfältige Nutzungsmöglichkeiten der Fahrzeit, die damit keine verlorene Zeit ist. Dies wird in der Literatur auch als „Lesen trotz Vorwärtskommen” bezeichnet.

Anders als die aus dem öffentlichen Raum ausgegliederten Schnellbahnen ermöglicht die Stadtbahn als Teil des von anderen Verkehrsteilnehmern nutzbaren Stadtraums eine soziale Kontrolle von innen nach außen und umgekehrt. Damit kann sie in einer Straße, die sie durchfährt, kriminalitätshemmend wirken.

Die Stadtbahn ist ein „trottoir roulant”, also ein rollender Bürgersteig. Dieser Punkt wird insbesondere in Frankreich hervorgehoben um Geschäftsleuten zu verdeutlichen, dass die Stadtbahn in einer Straße und damit ggf. auch das Wegfallen von Parkraum keine negativen Auswirkungen auf die Frequenz des Einzelhandels hat sondern meist sogar zusätzliche Kunden bringt. Dabei spielen die großen, von Werbung frei gehaltenen Fensterflächen eine besondere Rolle, denn so ziehen die Schaufenster wie in einem Film direkt am Fahrgast vorbei.

Bei der Stadtbahn ist zudem spontanes Ein- und Aussteigen ist möglich und sie lädt so zu ungeplanten Fahrten ein. Wer Interessantes oder Neues entdeckt, steigt spontan aus. Dieses spontane Fahren ist in U- und S-Bahn nicht möglich.

Die Stadtbahn als Teil eines Lebensstils

Die Stadtbahn hat ein großes Potenzial, wichtiger Bestandteil eines bestimmten Lebensstils zu sein. Wie durch jedes Verkehrsmittel kann auch durch die Stadtbahn das persönliche Image in eine bestimmte Richtung „gestylt” werden (vgl. Klühspies 1999). Der öffentliche Verkehr – also u. a. die Stadtbahn – wird von vielen Leuten als „Arme-Leute-Verkehrsmittel” angesehen. Die Nutzung wirkt für bestimmte Gruppen prestigemindernd. Dies liegt auch daran, dass bisher kein übergreifendes und progressives Marketing für den ÖPNV besteht (von wenigen guten Beispielen abgesehen). Eine integrative Förderung des öffentlichen Verkehrs muss konsequent auch auf die „weichen” Faktoren setzen, die das Verkehrsmittel Stadtbahn so interessant machen.

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